Mehr Selbstwertgefühl in wenigen Schritten
Und wir arbeiten, arbeiten, arbeiten. Wir müssen immer etwas leisten. Bis es nicht mehr geht. Bis wir nicht mehr gehen. Glauben wir jedenfalls. Doch woher kommt dieser Glaube? Ist es nur die Gesellschaft, die uns einredet, wir sind erst dann genug, wenn wir Leistung bringen oder liegt es an uns, diese Einstellung zu ändern? Und was hat der Leistungsdruck mit mangelndem Selbstwertgefühl zu tun?
Ich habe neulich einen Vortrag von Miriam Höller gehört. Wenn du sie nicht kennst, kann ich Dir nur empfehlen, Dich mal mit ihr zu beschäftigen. Sie ist eine wirklich inspirierende Person. Sie war jahrelang Stuntfrau, kann aber aufgrund eines Unfalls nicht mehr als solche arbeiten. Kurze Zeit später starb auch noch ihr langjähriger Lebenspartner. Sie erzählte im Vortrag ihre Geschichte und wie sie plötzlich vor der Frage stand, wer sie denn eigentlich sei, wenn sie im Außen nichts mehr hat, was sie definiert. Wer ist sie noch, wenn ihr Lebensinhalt und ihre Beziehung, über die sie sich definierte, auf einmal fehlten?
Dieses Szenario hat mich zum Nachdenken gebracht. Ich bin ein sehr aktiver Mensch. Ich mache eine Ausbildung und habe nebenbei noch mehrere Projekte und Hobbys. Und überall will ich eine gute Leistung erbringen. Zum großen Teil definiere ich mich über das, was ich tue, nicht über das, was ich bin. Ich setze mich ungern hin und tue einfach nichts. Dann fühle ich mich faul und glaube meine Zeit zu verschwenden.
Vielleicht geht es Dir genauso. Du glaubst, immer etwas leisten zu müssen. Das Problem, welches dadurch entstehen kann, ist, dass Du Dir keine Ruhe gibst. Dass Du Dich selbst unter Druck setzt. Ich möchte Dir ein paar Fragen und Tools an die Hand geben, wie Du dieser Einstellung auf den Grund gehen kannst. Denn wenn Du die Ursachen herausfindest, kannst Du besser mit diesem Gefühl, dem selbstgemachten Druck umgehen und langfristig ein glücklicheres Leben führen.
1. Grabe in Deiner Vergangenheit nach Schlüsselereignissen.
Was kann dazu geführt haben, dass Du glaubst, immer etwas leisten und nach Außen hin etwas präsentieren zu müssen? Waren es Deine Eltern, die immer mehr von Dir verlangt haben, als Du leisten konntest? Oder waren es Freunde, Bekannte, Leute in Deinem Umfeld, die Dir das Gefühl gaben, Du seiest nicht viel wert? Notiere Dir alle Situationen und Sätze, die Dir dazu einfallen, die sich womöglich in Dein Gedächtnis eingebrannt haben und an Dir nagen. All das hat Dein Selbstwertgefühl verringert. Diese Situationen sind der Auslöser, wieso Du an Deinem Wert zweifelst.
Und das führt uns wieder zum oben beschriebenen Problem: Du glaubst, immer so viel leisten zu müssen und Dich durch die Dinge im Außen definieren zu müssen, weil Du der Überzeugung bist, sonst nichts wert zu sein. Du bist der Meinung, nicht liebenswert zu sein, wenn Du nichts tust. Das bedeutet konkret, dass Du Dir Deinen eigentlichen Wert nicht zugestehst. Es mangelt Dir an Selbstwertgefühl. Deshalb glaubst Du, Dich durch das definieren zu müssen, was im Außen zu sehen ist, wie Deine Beziehung, Deinen Job oder Deine Hobbys.
2. Jetzt hast Du die Ursachen, aber wie änderst Du nun etwas daran? Wie kannst Du Deinen tatsächlichen Wert denn erkennen?
Stelle Dir vor, Du bist ein erfolgreicher Läufer. Laufen ist Dein Leben. Doch dann hast Du einen Unfall und sitzt im Rollstuhl. Dein Lebensinhalt ist von heute auf morgen weggebrochen. Wer bist Du dann noch? Welche Werte hast Du? Was sind die Eigenschaften, die Dich ausmachen? Oft haben wir diese dieser Werte und Eigenschaften schon als Kind. Womöglich warst Du als Kind schon aufgeweckt und mutig. Oder beobachtend und nachdenklich.
Setze Dich hin und ergründe Deine Werte und Eigenschaften. Schreibe sie Dir auf. Hänge Dir die Liste gut sichtbar hin oder speichere sie Dir in Deinem Handy ab. Wenn möglich, reduziere sie auf fünf. Was sind die wichtigsten Werte und Eigenschaften, ohne die Du nicht leben kannst?
Ich persönlich gehe meine fünf Kernwerte jeden Morgen durch. Mein wichtigster Wert ist zum Beispiel Wertschätzung. Mir ist es wichtig, dass Liebe und Wertschätzung an erster Stelle stehen. Egal wem ich begegne und ob ich ihn mag oder nicht, dieser Mensch ist auch nur ein Mensch und verdient es, als solcher anerkannt zu werden. Ich weiß nicht, was diese Person gerade durchmacht. Sie verdient es, wertgeschätzt zu werden. Das bedeutet auch, dass ich dieser Person zuhöre. Zuhören ist eine Eigenschaft, die ich schon früher hatte. Ich höre oft lieber zu, als selbst zu reden. Dadurch kann ich meinem Gegenüber in der einen oder anderen Weise helfen. Und das erfüllt mich. Mein zweiter Wert bzw. Eigenschaft ist Mut. Ich will nicht in Angst leben, denn die wirklichen Abenteuer und Wunder liegen nicht innerhalb meiner Komfortzone.
Deine Kernwerte sind Dein Anker und Kompass.
Es ist ein Anker, sich seiner Kerneigenschaften bzw. Kernwerte bewusst zu sein und sich immer wieder an sie zu erinnern. Immer wenn Du Dich verloren fühlst oder nicht liebenswert findest, darfst Du Dich an sie erinnern. Denn das sind die Eigenschaften und Werte, die bleiben, auch wenn Du zum Beispiel durch einen Unfall kein Läufer mehr sein kannst, wie Du es vorher warst. Das sind die Eigenschaften und Werte, die Dich als Menschen ausmachen. Die wahre Grundlage, wieso Menschen Dich mögen oder nicht. Sie sind der Kern von Dir. Sie sind liebenswert. Du bist liebenswert. Sie können Dir außerdem dabei helfen, den richtigen Lebensweg oder Berufsweg zu finden und auch dabei, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Denn mit einem starken Selbstwertgefühl und dem Bewusstsein, was Deine Werte und Eigenschaften sind, weißt Du, was Du willst und kannst und wohin Du willst. Sie sind der Kompass Deines Lebens.
Wieso das Erkennen des eigenen Wertes essentiell ist.
Sich seinen eigenen Wert zugestehen ist wichtig. Du kannst Dein volles Potential nicht entfalten, wenn Du Deinen eigenen Wert nicht siehst. Du kannst keine erfüllten Beziehungen führen, wenn Du Dir Deines Wertes nicht bewusst bist. Du kannst Dich nur schwer selbst verwirklichen, wenn es Dir an Selbstwertgefühl mangelt. Du wirst immer unter Deinen Möglichkeiten bleiben.
Und ja, vielleicht ist der Mangel an Selbstwertgefühl nur ein Teil des Problems unserer Leistungsgesellschaft. Aber es ist ein Anfang. Es ist Dein eigener Anfang, damit Du Dir Dein bestmögliches Leben schaffen kannst. Bekanntlich fängt ja alles bei uns selbst an. Also mache den Anfang. Am Ende des Lebens zählt nicht, was Du geleistet hast, sondern welcher Mensch Du warst. Sei der Mensch, von denen Du gerne mehr in dieser Welt hättest. Vergiss nicht, wie einzigartig und wundervoll Du bist! Du bist ein Geschenk für die Welt.
Was sind Deine Kernwerte? Welche Eigenschaften machen Dich aus?
Deine Debby