Ist es gesund, immer glücklich zu sein?

Wie wir Gefühle nutzen können.

Wir fühlen zig unterschiedliche Gefühle am Tag. Manche sind angenehm, andere eher nicht. Und wollen wir nicht uns nicht alle lieber nur gut fühlen? Die unangehneme Gefühle, wie Wut, Trauer, Frustration und Angst sollen weggesperrt sein. Wir möchten diese Gefühle nicht haben.

Doch was passiert mit uns, wenn wir zwanghaft versuchen, uns nur gut zu fühlen und die unangehnemen Gefühle direkt unterdrücken, wenn sie auftauchen? Wenn wir Gefühle nicht zulassen?

Letztes Jahr habe ich versucht, mich nur auf das Gute zu fokussieren, mich nur gut zu fühlen und alle unangehmen Gefühle zu unterdrücken. Es war ein ungeplanter und ungewollter Selbstversuch. Die meiste Zeit ging es mir hervorragend. Ich war glücklich. Doch es kamen Tage dazwischen, an denen es mir nicht gut ging. Meistens völlig ohne Grund. Ich fühlte mich schlapp und deprimiert. Oder zum Teil fühlte ich einfach gar nichts mehr.. Es waren anfangs nur ein/zwei Tage alle paar Wochen, aber mit der Zeit wurde es immer regelmäßiger. Ich hatte manchmal das Gefühl, nicht mehr da sein. Mich nicht mehr zu spüren.

Ich dachte mir damals, dass ja jeder mal schlechte Tage habe, aber Anfang diesen Jahres entwickelte sich daraus mehr als nur das – Ich hatte eine depressive Phase. Es waren mehr Tage, an denen ich mich müde, lustlos und niedergeschlagen bzw. weder traurig noch freudig fühlte, als Tage, an denen ich motiviert und fröhlich war.

Die Sache mit unterdrückten Gefühlen ist, dass sie umso stärker zurückkommen, je stärker Du sie unterdrückst und versuchst sie zu ignorieren.

Zwar war die Tatsache, dass ich keine unangehmen Gefühle mehr zugelassen habe, nicht der einzige Grund für die Depression, aber es trug einen wesentlichen Teil dazu bei. Gefühle wollen gespürt werden. Sie wollen zugelassen werden. Und jedes Gefühl hat seine Berechtigung. Es liegt aber an uns, was wir daraus machen und welcher Bedeutung wir diesen Gefühlen beimessen.

Womöglich hast auch Du ein Problem damit, Gefühle zuzulassen beziehungsweise möchtest diese unangenehmen Gefühle nicht fühlen und versuchst sie zu unterdrücken. Ich habe aus dieser Zeit eine Art Mantra für mich abgeleitet, welches ich Dir an die Hand geben will. Es hilft Dir dabei, mit Gefühlen jeglicher Art umzugehen und diese nicht als Feind wahrzunehmen.

Wahrnehmen – Akzeptieren – Nutzen.

1. Wahrnehmen
Zu allererst ist es wichtig, dass Du ein Gefühl überhaupt wahrnimmst und versuchst, es zu benennen. Horche in Dich hinein. Was fühlst Du? Ein Kribbeln im Bauch, Übelkeit, Herzflattern? Fühlt es sich gut oder schlecht an? Kannst Du dem Gefühl einen Namen geben? Ist es Wut, Trauer, Angst, Aufregung, Freude? Manchmal ist es schwierig etwas genau einzuordnen. Versuche es so gut wie geht das Gefühl einzuordnen. Wenn damit einhergehend Gedanken auftauchen wie: „Ich würde jetzt gerne schreien/etwas kaputt machen/die Person dort anschreien/weinen/lachen…“, versuche diesen Gedanken mit dem Gefühl, welches Du gerade fühlst, in Verbindung zu bringen und es Dir dabei helfen lassen, es zu definieren.

Es hilft, wenn Du all das, was in Dir vorgeht, aufschreibst und Dich so Stück für Stück durch das Wirrwarr in Dir arbeitest. Vieles wird Dir erst bewusst, wenn Du es aufschreibst und vor Dir siehst.

2. Akzeptieren
Verurteile Dich nicht für das Gefühl, welches in diesem Moment in Dir vorgeht. Rede Dich nicht selbst schlecht, dafür, dass Du Dich so fühlst und versuche auch nicht, das Gefühl anzuschreien, dass es weggehen solle. Im Gegenteil. Akzeptiere es. Lasse eine Art Dialog entstehen. Sage dem Gefühl „Hallo. Schön, dass Du da bist. Was möchtest Du?“ oder „Was kann ich für Dich tun?“. Es mag komisch klingen, aber wenn Du anfängst jegliche Art von Gefühlen als Freund und nicht als Feind zu betrachten, wird es angenehmer und Du kannst das Gefühl eher für Dich nutzen und vor allem verstehen. Dieses Gefühl will Dir grundlegend nichts Schlechtes. Es möchte Dir nur etwas sagen und gehört werden. Also lasse es da sein. Nimm es an.

3. Nutzen
Nun weißt Du, was Du fühlst, im Besten Fall wieso und kannst das Gefühl da sein lassen. Aber was machst Du dann damit? Dem Ganzen freien Lauf geben und auf etwas einprügeln oder etwas beschimpfen, wenn Du wütend bist? Nein. Dich einschließen und die Angst Dein Leben übernehmen lassen? Auch nicht.

Finde ein Ventil. Etwas, was für Dich passt. Schreibe, male, mache Musik, gehe Joggen oder ins Fitnessstudio. Kreiere etwas. Nutze dieses Gefühl für Dich (und Deine Ziele). Wenn Du wütend bist, lasse es an Niemandem aus, sondern mache Sport oder kreiere Dein eigenes Kunstwerk. Erschaffe etwas mithilfe Deiner Gefühle. Komme ins Handeln. Tue Dir selbst etwas Gutes.

Mir persönlich hilft es, zu schreiben. Nicht nur wie im Journal aufzuschreiben, was in mir vorgeht, was ich denke und fühle, sondern auch Poesie zu erschaffen. Es gibt mir einen ganz neuen Raum der Möglichkeiten. Ich kann mich in meine Gefühle reinsteigern, sie fühlen und sie übertrieben ausdrücken. Es nimmt mir meinen Ballast. Ein weiteres Ventil für mich ist auch, ins Fitnessstudio und mich auszupowern oder zum Tanzen zu gehen. Denn auch beim Tanzen kannst du Deine Gefühle verwenden und zum Ausdruck bringen (bzw. solltest Du in gewisserweise auch). Außerdem fokussierst Du Dich beim Sport mehr auf das Jetzt und weniger auf Deine innere Welt, da Du Dich konzentrieren musst.

Also finde Dein Ventil, beziehungsweise Deine Ventile. Nutze die Kraft der Gefühle für und nicht gegen Dich.

Ohne Schatten gibt es kein Licht. Ohne Sonne, keinen Mond. Ohne Tag, keine Nacht. Es braucht immer zwei Seiten. Wenn alles immer hell und schön wäre, würde es uns auf Dauer zu langweilig werden und vor allem würden wir das Schöne nicht mehr zu schätzen wissen. Es braucht Regen, damit etwas Neues wachsen kann.

Gefühle sind nur temporär. Sie gehen vorbei. Es kostet zu viel Kraft, gegen sie anzukämpfen. Und außerdem verraten sie Dir viel über Dich, wenn Du bereit bist hinzuhören. Über Deine Sorgen, Deine Grenzen und Deine Ängste. Über das, was Du magst und was Du nicht magst. Also höre hin. Höre ihnen zu und lasse sie Dich für einen Moment ihre Mission erfüllen, nämlich Dir etwas zu sagen. Was Du mit ihrer Nachricht anfängst, liegt bei Dir. Aber bekämpfe sie nicht. Nutze sie für Dich.

Fällt es Dir leicht, auch unangenehme Gefühle zuzulassen? Wie gehst Du mit Deinen Gefühlen um?

Schreibe mir gerne Deine Tipps und Anregungen.

Deine Debby

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